"Ehe für alle aus christlicher Sicht" - 4. Hünfelder Klostergespräch

Zum 4. Hünfelder Klostergespräch hatte der CDU-Stadtverband Hünfeld in das Bonifatiuskloster geladen. Stadtverbandsvorsitzender Benjamin Tschesnok und Pater Superior Martin Wolf begrüßten die interessierten Zuhörer in der vollbesetzten Aula.

 

Professor Dr. Rupert Scheule, Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie an der Universität Regensburg, referierte zu dem Thema "Ehe für alle aus christlicher Sicht".

 

Anhand von sieben Thesen leistete Prof. Dr. Scheule eine Rückschau auf die im letzten Jahr eingetretene Gesetzesänderung und deren Auswirkungen mit einem Ausblick auf die Zukunft. Zunächst stellte Prof. Dr. Scheule in seinem Eingangsstatement fest, dass bereits die Bezeichnung "Ehe für alle" ein Fehlbegriff sei, da die in § 1353 BGB verankerte Ehe nunmehr lediglich für gleichgeschlechtliche Paare ermöglicht worden sei.

Mithin sei die Institution der Ehe mit der Gesetzesänderung im letzten Jahr auch nicht einfach "geöffnet" worden, sondern sie wurde inhaltlich reduziert auf den dauerhaften Bund zweier Menschen. Die Beziehung, an die der Fortbestand der Menschheit geknüpft ist, verlor damit ihr institutionelles Alleinstellungsmerkmal, so Prof. Dr. Scheule.

Gleichzeitig stellte Prof. Dr. Scheule fest, dass sich wenige Monate nach der Gesetzesänderung kaum mehr jemand für dieses Thema interessiert. Dies gelte insbesondere auch für Schwule und Lesben selbst. Insoweit verwies er auch auf die entsprechenden Statistiken, wonach eine Umschreibung eingetragener Lebenspartnerschaften in zivilrechtliche Ehen in nennenswerten Umfang ausgeblieben ist. Weshalb also bedurfte es der Ausdehnung der Institution der Ehe auf homosexuelle Paare, fragte Prof. Dr. Scheule, wenn diese Möglichkeit nunmehr nicht genutzt wird? Befürworter der Ehe für alle, wie der Politiker Volker Beck, sahen darin ein "Zeitalter der Akzeptanz" angebrochen. Jedoch bedurfte es aus Sicht von Prof. Dr. Scheule die Ehe für alle nicht als weiteres Symbol der gesellschaftlichen Akzeptanz von Schwulen und Lesben, da diese akzeptiert sind. Der wesensverändernde Umbau der Institution Ehe wurde daher als Trophäe der Gleichbehandlung instrumentalisiert.

Die Gesetzesänderung im letzten Jahr werfe darüber hinaus auch viele Folgefragen auf. Gibt es noch stichhaltige Gründe, die kriterial verstandene Ehe auf lediglich zwei Menschen zu begrenzen? Für Prof. Dr. Scheule sei daher klar, dass die Institution der Ehe auch zukünftig Gegenstand von politischen und gesellschaftlichen Diskussionen sein wird.

Jedoch sei auch hervorzuheben, dass die Ehe von Mann und Frau ein kulturell stabiles Format des Zusammenlebens, unabhängig von ihrer rechtlichen Neufassung, sei, die auch weiterhin Zuspruch und Zukunft hat. Dies gelte auch für die sakramentale Ehe, die stets Mann und Frau vorbehalten bleiben wird. Dies insbesondere deshalb, so Prof. Dr. Scheule, weil die Geschlechterdifferenz als solche und die Liebe zwischen den Geschlechtern theologische Relevanz besitzt.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine offene Diskussionsrunde. Stadtverbandsvorsitzender Tschesnok dankte Prof. Dr. Scheule für den informativen und aufschlussreichen Vortrag.