Gleichwohl steige das durchschnittliche Alter der Frauen, in dem sie erstmalig ein Kind gebären, kontinuierlich auf inzwischen über 30 Jahre an. Löhr führte diese Entwicklung darauf zurück, dass Paare den Kinderwunsch zunehmend an ihre berufliche und finanzielle Situation anpassen. In diesem Zusammenhang sei es jedoch auch so, dass ,,ungewollte“ Schwangerschaften dann zunehmend vorzeitig abgebrochen werden, soweit die aktuelle Lebensplanung zum Zeitpunkt der Schwangerschaft kein Kind vorsieht, obgleich ein grundsätzlicher Kinderwunsch besteht. Frau Löhr wies weiter darauf hin, dass seit 1973 insgesamt sechs Millionen vom Bundesamt für Statistik registrierte Abtreibungen in Deutschland vorgenommen worden sind, wovon 97 % ausschließlich „sozial“ indiziert waren. Löhr kritisierte in diesem Zusammenhang auch Einrichtungen, die verharmlosend über Schwangerschaftsabbrüche informieren. Anhand konkreter Beispiele legte sie dar, dass eine Abtreibung in den Informationsbroschüren oftmals so dargestellt werden, dass das Lebensrecht des Kindes mit keinem Wort erwähnt werde. Über negative gesundheitliche wie auch seelische Spätfolgen für die Frauen werden nach ihrer Auffassung in der Regel nicht aufgeklärt. Gemäß deutscher Rechtsprechung habe auch der ungeborene Mensch bereits ein Recht auf Leben und verwies hierzu auf das Grundgesetz, das Bundesverfassungsgericht und die EU- und UN- Menschenrechtscharta.
Weiterhin kritisierte Löhr auch einen bereits in den Vereinigten Staaten verbreiteten Trend des ,,social freezing“. Hierbei werden Eizellen der Frau eingefroren um eine Schwangerschaft auch in höherem Alter, passend zu den persönlichen Lebensumständen, zu ermöglichen. Größere Arbeitgeber, wie beispielsweise Google und Facebook, gehen hierbei bereits soweit, ihren Mitarbeiterinnen diesen Eingriff zu bezahlen, damit diese nicht wegen einer Schwangerschaft beruflich kürzer treten müssen. Inzwischen sei man auf dem Weg zum Designerbaby: im Wege der künstlichen Befruchtung können im Internet weltweit passende Samen-/Eizellen käuflich bestellt werden, deren Preis sich nach der persönlichen und beruflichen „Qualifikation“ des Spenders richtet. Auch in Deutschland führe das zunehmende höhere Durchschnittsalter von Erstgebärenden dazu, dass Schwangerschaften teilweise nur noch mit intensiver medizinischer Unterstützung möglich werden. Durch bereits heute mögliche Untersuchungsmethoden könne man darüber hinaus bereits eine Vielzahl potenzieller Gendefekte frühzeitig erkennen. Ob ein vorhandener Gendefekt jedoch zu einer späteren Erkrankung/ Beeinträchtigung führt, kann man oft vorher nicht sicher feststellen. Es bestehe daher die Gefahr, dass Paare auf dem Weg zum genetisch perfekten Kind Schwangerschaften abbrechen, nur weil die Prognose kritisch ist.
Löhr warb daher für eine bessere Unterstützung von Familien mit Kindern.
Dem Abschluss der Veranstaltung schloss sich eine ausführliche und lebhafte Diskussion an. Stadtverbandsvorsitzender Tschesnok dankte Frau Löhr für den informativen und aufschlussreichen Vortrag.